Italien will Kinder und Mütter von Rettungsschiffen aufnehmen

  05 Januar 2019    Gelesen: 776
Italien will Kinder und Mütter von Rettungsschiffen aufnehmen

Italien zeigt sich bereit, Kinder und ihre Mütter von zwei im Mittelmeer ausharrenden zivilen Rettungsschiffen aufzunehmen. Die Boote liegen aktuell vor Malta. Der italienische Vize-Regierungschef Luigi Di Maio forderte den südeuropäischen Inselstaat auf, die Frauen und Kinder an Land gehen zu lassen und sie dann nach Italien zu schicken.

"Wir nehmen sie auf. Wir sind wieder einmal, wie immer, bereit, ganz Europa eine Lektion in Sachen Menschlichkeit zu geben", erklärte Di Maio auf Facebook.

Die beiden Schiffe der deutschen Organisationen Sea-Watch und Sea-Eye sind mit insgesamt 49 Bootsflüchtlingen an Bord seit Tagen auf dem Mittelmeer blockiert. Sea-Watch hatte mehr als 30 von ihnen vor Weihnachten aus Seenot gerettet.

Seit Antritt der italienischen Regierung im vergangenen Sommer lässt Rom zivile Rettungsschiffe nicht mehr in die Häfen des Landes einlaufen und hat damit die privaten Seenotretter erheblich unter Druck gesetzt.

Italienische Bürgermeister stellen sich gegen Rom

Der harte Kurs passt auch im eigenen Land nicht allen. Mehrere prominente Bürgermeister wehren sich gegen ein Migrationspaket von Innenminister Matteo Salvini, das die Einwanderungsgesetze drastisch verschärft hat. Neapels Bürgermeister Luigi De Magistris zeigte sich bereits offen für eine Aufnahme der Menschen auf den Booten vor Malta. Auch Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando kündigte an, er werde sich dem "unmenschlichen" Migrationspaket widersetzen. Deutsche Städte hatten sich ebenfalls bereit erklärt, Flüchtlinge von den Schiffen aufzunehmen.

Vor der Ankündigung Di Maios hatten Menschenrechtler vermehrt zur Aufnahme der Flüchtlinge gedrängt. Die Gesundheit und Sicherheit der Kinder, Frauen und Männer an Bord der Schiffe dürfe nicht länger gefährdet werden, schrieb die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, auf Twitter. "Menschlichkeit und Mitgefühl müssen die Oberhand gewinnen."

Die Bundestagsabgeordneten Erhard Grundl (Grüne), Helge Lindh, Frank Schwabe (beide SPD) und Tobias Pflüger (Linke) sowie die Europaabgeordnete Ska Keller (Grüne) prangerten nach einem Besuch auf der "Sea-Watch 3" eine "schwierige und absurde Lage" an Bord an. Die Flüchtlinge seien Opfer der "fehlenden Einigungsfähigkeit europäischer Staaten", teilten sie mit.

spiegel


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